Dank Corona sind vermehrt Ausflüge innerhalb Deutschlands präsent. Frankenberg in Sachsen ist eine kleine Stadt an der Zschopau. Wir haben einenTagesauflug dahin gemacht, nur um mal daheim raus zu können und eben dort die Gegend zu erkunden. Auf unserem Trip sind wir auf die „Schlange“, eine Brücke, gestoßen. Der Name kommt nicht von ungefähr, sondern die Brücke schlängelt sich tatsächlich wie eine Schlange über die B169 und bietet einen schönen Blick zum Rathaus/Stadtverwaltung. So ein kleines bisschen erinnert sie auch an die Golden Gate Bridge. Wenn man schon nicht nach San Francisco kommt, dann schaut man sich eben die Brücke in Frankenberg an. 😉
Sie ist als ein sehenswertes Überbleibsel der dort 2019 stattgefundenen Landesgartenschau übrig geblieben.
Einen Lost Place haben wir auch entdeckt, der wohl früher mal eine Fabrik (keine Ahnung was für eine) war. Das passende Wetter hatten wir auch dazu. Im untergehenden Sonnenschein ☀ blühten die verlassen Hallen so richtig auf und ließen die Sträucher und Pflanzen, die sich dort durchaus wohl zu fühlen scheinen, im Sonnenlicht glitzern.
Eine zerbrochene Uhr zeigt noch die vage Uhrzeit von kurz vor halb sieben an. Doch welches Jahr blieb sie wohl stehen…?
Eines der Fabrikgebäude könnte wohl mit seinen Rosensträuchern auch als Kulisse im Märchen Dornröschen dienen. Jedenfalls musste ich sofort an diese Geschichte denken, als ich das sah. Ein Schloss als Hintergrund hätte mir dann aber auf dem Foto auch besser gefallen als dieses Firmengebäude. Die meisten Gebäude waren aber so gesichert, dass man keinen Blick hineinwerfen konnte.
Dieser Farn hat sich sogar den Weg durch den Gullideckel erschlossen und zu seinem Standort gewählt.
Überall erobern die Pflanzen ihr früheres Territorium zurück. Wie aus einen postapokalyptischen Film.
Fazit: Irgendwie hat doch jeder Ort, jede Stadt, jede Gegend ihre schönen Seiten, die es sich lohnt zu entdecken.
Mit der Gründung einer Weberei 1880 begann die Geschichte der bis heute bestehenden Halbmond Teppichwerke. Früher wurden dort Axminster-Teppiche hergestellt. Doch für die Gebäude von früher wird jetzt das letzte Kapitel geschrieben… Das weiß diese Schreibmaschine aus erster Hand zu erzählen.
Der Zauber der einen umgibt, wenn man sich in diesen alten Gebäuden aufhält. Der einen gefangen nimmt und in längst vergesse Zeiten eintauchen lässt. So ist es uns auch hier in dem Objekt der ehemaligen Halbmond Teppich-Werke gegangen.
Zu schade, dass es für die Verantwortlichen keinen anderen Lösungsweg zu geben scheint, als alles in Schutt und Asche zu verwandeln. Ja, der Verfall ist auf jeden Fall zu sehen. Doch es gibt noch einige Gebäude dort, in denen sich der Wandel der Zeit noch nicht soweit vollzogen hat, dass man diese beseitigen müsste. Mit einem bisschen guten Willen und etwas mehr Geldinvestition wäre hier und da noch einiges zu retten und für die Nachwelt zu erhalten. Was sich auf jeden Fall lohnen würde. Muss denn alles Alte wirklich Platz machen für Neues und Fördergelder, in diesem Fall 2,4 Millionen Euro, einzig für den Abriss ver(sch)wendet werden!? Ein klares Nein kommt hier als Antwort. Denn auch das gute alte Sprichwort hat seinen wahren Kern – „Alte Besen kehren gut!“
Da wir nun aber so gar nichts erreicht haben, als wir uns persönlich mit dem Bürgermeister Herrn Horn getroffen haben, um noch restaurationsmäßige Gebäude vor dem Platt machen zu retten. Tun wir hier noch eins und sind für unsere Nachkommen fotografische Zeitzeugen. Mit dieser Fotodokumentation lassen wir euch teilhaben an einem kleinen Teil der DDR Geschichte, der weltweit bekannten Halbmond-Teppich Werke. In dieser Größenordnung wohl auch so ziemlich das letzte Objekt was es von früher noch gibt und nun aber doch der Profitgier weichen muss. Viele viele Menschen waren dort einst beschäftigt und stolz auf ihre Wertarbeit und den Bekanntheitsgrad, den sie mit der Teppichproduktion erreicht hatten.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal festhalten, dass es sehr schade ist, dass alles abgerissen wird. Gerne hätten wir einige dieser Objekte für die Zukunft erhalten (stießen aber beim Oberbürgermeister auf taube Ohren).
Früher (1930) konnten 2500 Menschen ihr Einkommen von dort beziehen. Jetzt sind es nur noch 220 Menschen (in neuen, stillosen Fertigungshallen). Trotz allem hat es dieser Betrieb bis heute geschafft, noch zu existieren und zu produzieren. Das klingt fast wie ein Märchen aus 1001 Nacht, mit dem es der DDR damals gelungen ist, durch die Kooperation mit arabischen Ländern, die Devisen des sozialistischen Staates aufzuhübschen.
Auf einer Fläche von 56.000 Quadratmetern sind die Gebäude der Halbmond verteilt. Ein riesiges Areal, welches jetzt (in dieser Größenordnung bestimmt letztes Objekt) dem Untergang geweiht ist. Denn die Fördermittel von schlappen 9 000 000 (Renaturisierung) sind bereits bewilligt, das Abrissunternehmen hat seinen Auftrag bekommen und steht bereits in den Startlöchern. Das Trauerspiel soll bereits 2022 beendet sein.
Nach dem Abriss möchte die Stadt Oelsnitz erneut ein Gewerbegebiet errichten. Interessenten gibt es wohl bereits.
Beim Streifzug durch die vielen Gebäude, bekommt man erst das Ausmaß dieses riesigen Komplexes zu spüren. Denn immer wenn man denkt man ist durch, wird man schnell eines besseren belehrt und entdeckt noch unbekannte Räume. Nicht alle sind mehr zu betreten, denn so einige Decken haben nicht mehr die Kraft weiter gegen den Verfall anzukämpfen.
Eroberung der Pflanzen.
Rost bemächtigt sich der Metallteile und behält die Oberhand. Dächer entledigen sich ihrer Last und brechen durch. Vergessene Dokumente geben ihre letzten Geheimnisse preis.
Datenschutz?
Doch nicht nur die Zeit hinterlässt dort ihre Spuren, sondern auch viele viele Menschen, die meinen, sie müssten „helfen“ alles dort befindliche zu zerstören.
Wahllos werden Fensterscheiben zertrümmert, Türen zerhackt, Rohre aus den Wänden gerissen, Teppiche mit Farbe beschmiert, Möbel zerstört und die Liste ließe sich noch beliebig fortführen.
Aber es gibt eben auch noch die andere Seite. Zu sehen, wie die Natur sich ihren Weg durch die Objekte bahnt und teilweise beherrscht, ist bewundernswert und man kommt aus dem Staunen kaum heraus. In vielen Lost Places (wie auch hier) hat man das Gefühl, dass die Menschen von jetzt auf gleich alles haben liegen und stehen lassen müssen. So gibt es noch Unmengen von Akten, Rechnungen, Lieferscheinen, Mustern von Teppichen u.s.w. zu bestaunen. Auch einige einzigartige (künstlerische) Graffitis geben den Gebäuden einen gewissen Charme.
Mit diesem Beitrag möchten wir darauf aufmerksam machen, dass etwas Einzigartiges und Unwiederbringliches zerstört wird.
Der Spruch: „Nimm nichts mit als Deine Fotografien und hinterlasse nichts als Deine Fußspuren“ gilt für Lost-Places-Jäger, denn sie sind sehr darauf bedacht, nichts zu zerstören. Egal ob sie die Erlaubnis haben oder sich unerlaubt Zutritt verschafft haben. Man muss „Ehrfurcht vor dem Ort“ haben, an dem man sich befindet. Nur so kann man das Flair und die Verwundbarkeit der Lost Places fotografisch einfangen.
Ein Blick hinter die Kulissen. Still ist es im Örtchen.
Eins, zwei, drei? Nanu, was stimmt denn hier nicht?
Sterben und Wiederauferstehung.
Fazit: Die Mystik die im Verborgenen liegt, hat es uns angetan und dieses Objekt hat/hatte da eine Menge zu bieten. Leider hat inzwischen der Abriss schon begonnen und es gibt für diese Gebäude keine Zukunft mehr. 🙁