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Survival Warnemünde-2. Teil

2. Tag

Nach einer regenerierenden und erholsamen Nacht bin ich dann doch ohne Muskelkater aufgewacht. Welch eine Überraschung. Die Strapazen von gestern waren somit vergessen. Auch Rico war fit und bei einem locker entspannten Frühstück (welches doch keine Wünsche offen lies) in der Loft-Halle, die man großzügigerweise auch als Restaurant, Spielplatz und Entspannungs-u. Begegnungsraum bezeichnen konnte, planten wir den heutigen Tag. Eine kurze Inspektion der ungewöhnlichen Räume, die für alle zugänglich waren, z.B. Vinylraum, Computerraum, Sauna, Kino, Fahrradgarage, Spieleraum und auch ein Fotoautomat brachten uns echt zum Staunen. Außerdem konnten man sich ein Longboard oder eine Gitarre nehmen und seinem entweder sportlichen oder doch musikalischem Talent frönen. 
Da wir uns dann doch lieber in die Natur einbringen wollten, ging die Fahrt zuerst mit dem Auto nach Ahrenshoop. Doch zuvor hat uns das Navi noch auf die Probe gestellt. Es hat nämlich plötzlich angesagt, sie fahren gleich auf die Fähre…. Was denn für eine Fähre? Wir wollten doch gar nicht auf die Fähre. Doch nach kurzer Überlegung und entsprechender Information, wollten wir wohl doch mit der Fähre übersetzen. So blieb uns ein weiter Umweg nach Ahrenshoop erspart. Eine Gebühr von 4,40 € fürs Auto und uns wurde fällig. 
Dann ging es doch glatt ohne Vorkommnisse bis Ahrenshoop.
Dort angekommen, ging es nach kleiner Unstimmigkeit mit dem Parkautomat, der dieses Mal partout kein Geld nehmen wollte (Papier war wohl alle), obwohl ich ja extra vorbereitet war und meine „protzigen“10-Euro-Scheine daheim gelassen hatte, auf direktem Weg zum Strand. 

Das Wetter hat uns auch an diesem Tag nicht im Stich gelassen und uns eine traumhafte Kulisse geboten. Somit blieben kaum Wünsche offen, denn wir konnten die Wellen fotografieren, die sich an den Bohlen und Steinen brachen, ein wunderschönes Haus mit Reetdach, einen Regenbogen und auch Kitesurfer in Action.

Regenbogen vor Haus mit Reetdach
Regenbogen vor Haus mit Reetdach

Um nicht so viel Fotografiezeit zu verlieren, gönnten wir uns nur einen kleinen Zwischensnack. Schon wieder Fisch. Dieses Mal in Form von einem Fischbrötchen. Aber auch zu einer kleinen Hauptmahlzeit sollte man sich doch ein Dessert gönnen, oder? Deshalb folgte noch ein großer Eisbecher. Schließlich sollten die eigenen Fettreserven nicht so plötzlich angegriffen werden. 
Auf der Wunschliste von Ricos Motiven an der Ostsee war noch eine Option offen. Nämlich der Weststrand der Ostseehalbinsel Darß. Dieser soll wohl zu den 20 schönsten Stränden der Welt gehören, mit seiner wildromantischen 13 km Länge.

Strand in Ahrenshoop
Strand in Ahrenshoop – HDR

Also ab zum Auto. Schließlich stand wieder ein bombastischer Sonnenuntergang bevor. Das Navi versprach die Fahrt in 60 min zu schaffen. Dabei hat es wohl vergessen zu erwähnen, dass man gar nicht mit dem Auto bis dahin fahren darf.
Im Ostseebad Prerow mussten wir das Auto zurück lassen. 
Somit durften wir mit unserem Fotogepäck zu Fuß weiter. 4 km zu Fuß. Zu schaffen in ca. 1 Stunde. Oh, das könnte knapp werden…
Schneller Schritt war angesagt. Ein letztes Wanderschild wies die Richtung und die noch folgenden km die uns vom besagten hinreißendem Strand trennten. Der Blick auf die Uhr lies uns schlimmes erahnen. Das war wohl mit einer Nicht-Sportskanone wie mir nicht mehr im Rahmen des Möglichen.
Nun tat ich das Einzige was noch helfen konnte um rechtzeitig den Strand zu erreichen. Ich lies Rico allein weiter gehen bzw. rennen und ging zu der Aussichtsplattform in 800 m Entfernung. Von dort wollte ich mir dann den Sonnenuntergang ansehen. Diese Entscheidung sollte ich dann aber noch bitter bereuen. Wenigstens kam sie von mir und ich konnte Rico keinen Vorwurf machen, mich im Stich gelassen zu haben und mich auf unauffällige Weise los werden zu wollen. So habe ich mich nämlich später dann gefühlt. Allein. Einsam. Verlassen. Wie Hänsel und Gretel. Nur eben ohne Hänsel. Verstoßen und ausgesetzt im Wald. Zwischen reißenden Tieren in der Wildnis verloren und vergessen. 
Davor aber konnte ich auf der Aussichtsplattform doch noch Fotos machen. Nicht vom spektakulären Sonnenuntergang, denn der war von dort gar nicht gut zu sehen, sondern von was anderem. Mir kam es nämlich dann doch merkwürdig vor, das von den Personen die außer mir dort waren, keiner Richtung Sonnenuntergang schaute. Seltsam. Wieso schauten die alle in eine andere Richtung? Was gab es denn da zu sehen? Irgendwie konnte ich mir erst keinen Reim drauf machen. Doch dann konnte ich was braunes entdecken. Dann schnell das Teleobjektiv mit Konverter auf die Kamera geschnallt und endlich konnte auch ich sehen,  was die Anderen schon lange im Blick hatten. Nämlich Wildrehe mit einem Hirsch und auch Hasen, die gegenüber, aber eben doch noch in einiger Entfernung, ihren abendlichen Hunger stillten. 
Wow, was für ein Glück. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Tiere in freier Natur.

Hirsch mit Rehen

Die Dämmerung brach herein und mit ihr kam die unvermeidliche Dunkelheit. Der Personenkreis schrumpfte gewaltig. Plötzlich war ich allein mit einem Mann, der aber dann auch auf sein Fahrrad stieg und mich völlig alleine zurück lies. 
Rico musste doch auch langsam auf dem Rückweg sein… Wo blieb er denn? Es war doch schon stockfinster. Da konnte er doch gar keinen Sonnenuntergang mehr fotografieren… Schließlich wollten wir uns an der Gabelung im Wald wieder treffen. Doch ein Anruf von mir brachte nichts. Keine Antwort. Auch auf meine Nachrichten reagierte er nicht. Was ist denn mit der Jugend los? Fummeln die nicht ständig an ihrem Handy rum? War etwa was passiert? Schlimm, was für Gedanken einem da durch die Birne schießen. Dann noch die entsetzliche Dunkelheit mit den Geräuschen der Wildtiere. Beängstigend. Der Abend davor war da eher noch harmlos gewesen.  Nun stand ich nämlich, vereinsamt, mitten im Wald und wartete auf Rico. Das war endgültig Abenteuer genug für mich. 
Endlich kam doch der ersehnte Anruf von Rico. Auch zwei Radfahrer kamen aus der Dunkelheit an mir vorbei und nach unzähligen Minuten kam auch Rico aus den Tiefen der Nacht. Meine Erleichterung konnte ich dann kaum zügeln und fiel Rico um den Hals. 
Doch wir mussten ja noch einen beachtlichen Fußweg zum Auto zurück. Von dort aus fuhren wir schnurstracks zur Fähre, da wir nicht genau wussten, wann die letzte übersetzen würde. 
Auf ein leckeres Abendessen mussten wir dann verzichten, weil überall schon Küchenschluss war. Uns blieb dann noch eine Sandwich von der Tanke. Na gut, verhungern würden wir also auch nicht. 
Dieses Mal wollte Rico unbedingt mit dem Fahrstuhl fahren, da er sich doch ziemlich anstrengt hatte, um den Weststrand rechtzeitig zu erreichen. Hier könnt ihr selbst beurteilen, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat.

Weststrand
Weststrand

 

Somit fielen wir auch an diesem Abend total erledigt ins Bett. 

Geplant hatte ich dann noch vom Sonnenaufgang eine tolle Aufnahme zu machen. Rechtzeitig wach wurde ich auch und konnte und wollte aber nicht noch zum Strand laufen. Also blieb die Kurzversion. Einfach die Tür auf und die Sonne beim Überschreiten des Horizontes beobachten und die ersehnten Fotos knipsen. Wunderschön, mit den Kränen im Vordergrund. Schließlich musste es ja einen Vorteil haben, wenn man auf dem Oberdeck seine Kabine hat. 😉
Dann war die Sonne wohl so erschöpft, für uns die ganze Zeit geschienen zu haben, dass sie sich hinter dichten Wolken versteckte und wir nach dem Frühstück auch gleich Richtung Heimat aufbrachen.
Auch da gab es massig Baustellen, welche wir mehr oder weniger schnell durchqueren konnten. Außerdem war ein orkanartiger Wind unterwegs, welcher unser Auto doch gehörig hin und her schwanken lies.  

Fazit: Leider wollte Rico die Kletterhalle nicht nutzen. Schade, hatte mich schon auf spektakuläre Kletterfotos gefreut. Ein Kurzurlaub der einfach grandios war. Warnemünde ich komme bestimmt mal wieder.

Survival in Warnemünde – 1.Teil

Ja, ihr habt richtig gelesen. Survival in Warnemünde bzw. auch noch in der näheren Umgebung. 
Rico und ich haben uns nämlichen in einen Abenteuerurlaub gestürzt. Dazu mussten wir eben nicht erst in irgendeinen Dschungel fahren. Das kann man auch hier in Deutschland haben…
(((Wobei ich wohl noch mehr gelitten habe als Rico. Dazu haben wir uns nämlich nächtlichen Gefahren ausgesetzt. Schließlich leben in den Wäldern auch Wildtiere. Die Geräuschkulisse lässt da auf einiges schließen. Wobei wohl die Fledermäuse, die vor unserem Gesicht gerade noch, ohne uns zu streifen, abdrehten, eher zu der harmloseren Spezies gehörten. )))

1. Tag 

Schon die Fahrt nach Warnemünde war ein Abenteuer. Nun nicht unbedingt eins, welches man unbedingt haben muss, aber eben in diesem Fall nicht zu vermeiden gewesen. Man fährt durch unzählige Baustellen. Wobei man von fahren oft gar nicht sprechen kann. Meist schleicht man in Stop-and-go hindurch. Eigentlich wollte ich die Baustellen ja zählen, habe aber dann irgendwann den Überblick verloren, da die Zahl schon in schwindelerregende Höhe stieg. So weit kann doch echt niemand zählen… 😉
Normalerweise ist die Fahrt von Plauen mit Zwischenstopp in Freiberg in 6 Stunden und 10 min zu schaffen. Wir haben sie doch in einer wahren Meisterleistung von 8 Stunden geschafft. 

Nun aber zum Anfang der Geschichte, der auch schon ein klein bisschen Abenteuer war. Zuerst einmal haben wir uns ein echt ungewöhnliches Hotel ausgesucht, welches, da wir uns eben keinen Kreuzfahrturlaub gönnen konnten, ins 2017 neu eröffnete, aus Überseecontainern (86 receycelten Containern) bestehende Hotel stürzten.  Das DOCK INN. Es befindet sich im alten Industriehafen und durch die gegenüberliegenden Kräne mit Werft kam auch gleich das maritime Flair auf. Dazu ein frische Brise Seeluft und schon fühlten wir uns als würde das Schiff jeden Moment ablegen. Der Container, also unsere Kabine, lag ganz ganz oben. 5 Etage. Also quasi auf dem Sonnendeck.
Es war 2 m breit und 12 m lang.  Zuerst kam man ins Fernsehzimmer, welches man durch eine Tür vom übrigen Raum abtrennen konnte. Im lang gestreckten Gang kam man an der Toilette mit Dusche und Waschbecken vorbei (natürlich hinter einer Tür versteckt). Dahinter kam dann auf einem Podest (mit einer kleinen Treppe) der Schlaf-und Ruhebereich, der durch vom Boden bis zur Decke reichenden Fenstern abgeschlossen wurde. Ist dann im Winter die Heizung an, kann man dort sicher einen warmen Pops bekommen. 
Ein kleiner Wermutstropfen kam dann auf dem Containerschiff doch auf. Schließlich muss man den Parkplatz im Parkhaus gleich nebenan extra bezahlen (7,50 Euro mit Übernachtung  😉 ). Möchte man das nicht, muss man sich selbst um einen Parkplatz in Warnemünde kümmern. Könnte natürliche einige Zeit in Anspruch nehmen…

Da wir ja doch schon unseren zeitlichen Rahmen gesprengt hatten, sind wir gleich nach der Ankunft direkt zum Strand aufgebrochen. Mit unserem ganzen Equipment ging es dann los. Auf dem Weg dorthin konnten wir unseren Magen noch mit industriell hergestellten Fisch verwöhnen. Hätte natürlich auch frischen Fisch gegeben, den wir aber aus bestimmten Gründen verschmähten. 
Am Strand angekommen erwartete uns eine Brise erfrischender Ostseeluft, gekrönt von einem Himmel in den schönsten Blautönen und Sonnenschein. Herrlich. 
Gleich 3 Leuchttürme warteten darauf, von uns fotografiert zu werden. Nebenbei boten sich Strandkörbe, Möwen, Hunde, Drachen und Schiffe als Motiv an. 


Plötzlich kamen wir auf die Idee uns Fahrräder auszuleihen und fix mal schnell nach Nienhagen zu dem Gespensterwald zu radeln. Gesagt getan. 
Mein Entschluss ein Cityrad statt einem E-Bike zu nehmen, habe ich wohl an die tausendmal von ganzen Herzen bereut. Da wollte ich was für meine Gesundheit tun und dabei kam genau das Gegenteil zustande. So war der Sattel des Fahrrades dermaßen unbequem, dass mir schon nach kurzer Zeit der Glutaeus maximus und seine zwei Helfer die Freundschaft gekündigt hatten. Nach dem Kaumuskel ist er eigentlich der zweitkräftigste. Da passt bei mir bestimmt was nicht. 
Kurz gesagt, wir sollten wohl kräftig in die Pedale treten um noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang vor Ort zu sein. Veranschlagte Fahrzeit war wohl 40 min. Gefühlte Fahrzeit war dann 2 Stunden. Gefahren sind wir wohl 1 Stunde. Schuld dran war wohl wiedermal ich. Mein Knackarsch war wohl nicht mein einziges Problem. Auch meine Lunge bekam nicht die Portion Luft, die sie gebraucht hätte, um zügig in die Pedale zu treten. Kurz und gut. Wir haben es trotzdem irgendwie geschafft. Vielleicht war ich ja doch nicht so schlecht…
Der Himmel und die kahlen Bäume boten einen phantastischen Blick. Da war jede Anstrengung im Augenblick vergessen. 
Rico setzte sein Weitwinkelobjektiv ein und ich erst mein Kit-Objektiv und dann meine 50mm Festbrennweite. 



Nach vielen tollen Fotos mit spektakulärer Aussicht fiel mir doch glatt ein, dass wir auch den gleichen stressigen Rückweg hatten. Auf einem Fahrrad, auf welchem ich gar nicht mehr sitzen konnte. Dazu kam noch, dass es inzwischen dunkel war. Richtig dunkel. Der Weg zurück ging zwischen Bäumen auf der einen Seite und auch auf der anderen Seite entlang. Gruselig. Obwohl der Geisterwald schon hinter uns lag, konnte ich auch dem anderen Wald keine Romantik abgewinnen. Wäre Rico nicht dabei gewesen, hätte mich keine Macht der Welt den gleichen Weg zurück gebracht. 
Unterwegs kamen wir an einer Gaststätte vorbei wo wir Rast machten um unser Abendessen einzunehmen. Drei Ostseeheringe mit Bratkartoffeln sollten mir helfen, meine verloren gegangene Energie zurück zu erlangen. Doch schon beim essen konnte ich nicht genügend Kräfte mobilisieren und es gingen zwei Ostseeheringe zurück in die Küche. 
Beim Aufstieg auf meinen Drahtesel wurde ich gnadenlos in die Wirklichkeit zurück katapultiert. Jeden einzelnen Stein hätte ich in Gestalt und Beschaffenheit detailliert beschreiben können.  Außerdem kam so ein komisches Geräusch von unten. Wie sollte ich bloß noch bis zum Hotel durchhalten? Dann noch die Angst überhaupt vom Rad abzusteigen, da ja überall ringsum Räuber in den Bäumen hätten versteckt sein können. 
Rico konnte mein Jammern wohl kaum noch ertragen und erbarmte sich, mal einen Gang zurück zu schalten und hinter mir zu fahren. Da fiel ihm dann auch auf, dass ich wohl doch nicht übertrieben hatte, denn mit einem platten Reifen ist es wohl doch nicht so gut voran zu kommen. Zum Glück war eine Luftpumpe am Rad und die aufgepumpte Luft hielt auch die restliche Fahrzeit zum Hotel zurück durch.

Bis dahin hatte ich also doch tatsächlich alle Gespenster besiegt und unbeschadet überstanden. 

Die fünf Etagen zu Fuß hoch zu unserem Zimmer (Kabine) konnte ich beim besten Willen nicht mehr schaffen. So kam eben der Fahrstuhl auf seine Kosten. 
Nach einer klitzekleinen Dusche fiel ich dann mehr tot als lebendig aufs Bett und war wohl sofort eingeschlafen. 

Teil 2 folgt nächste Woche. Seid gespannt.