Wie geplant haben wir uns zeitig aus dem Bett gequält. 6:00 Uhr um genau zu sein. Eiskratzen an den Fenstern des Autos war angesagt. Schließlich waren eben gerade mal -7°C. Dann ging es los auf den Ponnzenzenbichl unterhalb des Lockstein. Bei einer Rechtskurve im Winkel von 45° wären wir wohl bei Glätte den Berg wieder runter gerutscht. Doch wir hatten Glück und kamen ohne Probleme zu der Kapelle Kirchleitn.
Von dort bot sich uns ein herrlicher Blick zum Watzmann in der blauen Stunde.
Der Watzmann zählt zu den schönsten Bergen der Welt. Und für mich auch der einzige Berg den ich wohl immer erkennen würde. Ansonsten sehen Berge doch alle ähnlich aus. 😉
Die Kapelle war wunderschön beleuchtet und auch der Weihnachtsbaum davor war noch mit Lichtern geschmückt, welche eine wunderschöne Atmosphäre verbreiteten.
Nun hieß es warten. Wollten wir doch noch den Sonnenaufgang über den Bergen sehen. Zusehends wurde uns doch immer kälter, und wir fühlten uns wie zur Eisskulptur erstarrt. So mussten wir dringend was dagegen unternehmen und um unsere Füße warm zu kriegen, sind wir auf der Stelle gejoggt.
Ein wunderschöner Schein auf der Seite des Watzmann kündigte an, dass die Sonne in den Startlöchern stand. Doch unsere Geduld hielt sich aufgrund der Kälte in Grenzen.
Schlussendlich kramten wir unser Zeug zusammen ohne das endgültige Ergebnis des Sonnenaufgangs über den Bergen zu sehen (hätte wohl auch noch einige Zeit gedauert-war aber für uns nicht einschätzbar wie lange) und fuhren ins kuschlig warme Hotel.
Dort konnten wir dann gleich ins Frühstückzimmer abschwenken und uns bei allerlei genüsslichen Leckereien für den restlichen Tag aufputschen.
Wieder auf dem Hotelzimmer ging die Beratungsphase los was wir mit unserem verbliebenen Tatendrang anfangen wollten.
Kurzerhand habe ich entschieden eine leichte Wanderung wäre im Bereich meiner Schaffenskraft. So klang die Tour auf den Grünstein in 1 3/4 Stunde und einer Steigung von 534 Höhenmetern und einer Gesamtlänge von 2693 m durchaus als machbar. Außerdem wurde versprochen das die Wanderung auch mit Kindern möglich ist und als Herz-Kreislauf-Testwanderweg ausgelegt ist. Na gut. Dann also mal los. Das krieg ich hin. Bis zum Parkplatz Hammerstiel sind wir wieder mit dem Auto gefahren.
Gut gelaunt und frischen Mutes ging das erste kurze Stück auch flott voran. Bis eben zur ersten Biegung. Dieses kurze Stück musste wohl auch den Namen für eine leichte Tour gegeben haben. Ab dann ging es nämlich nur noch bergauf. Nur noch bergauf. Immer nur bergauf. Hatte ich schon erwähnt, das es nur bergauf ging? Mit einer wohl 19 % igen Steigung. Die Sonne hatte den Wanderweg in eine Eisbahn verwandelt. Spikes wären da wohl angebracht gewesen.
Inzwischen hätte ich durchaus eine Lagebezeichnung jedes einzelnen Baumes anfertigen können, so lange waren meine Stehpausen. Sitzplätze gab es erst weiter oben. Die Stille im Wald konnte ich immer erst wieder hören wenn sich mein rasselnder Atem beruhigt hatte. Rico musste deshalb wieder Notpausen einlegen, um mir spontan Erste Hilfe leisten zu können, meinte er. So schlimm war es dann doch nicht. Man musste mir eben nur mehr Zeit einräumen. Ein von Rico gewollter Rucksacktausch hatte mir auch nichts gebracht. Das wusste ich auch schon vorher, denn das Gewicht auf dem Rücken hat mich überhaupt nicht gestört. Eigentlich hätte er auch ruhig beide Rucksäcke tragen können. So als Kavalier alter Schule. Sondern für mich war die permanten und penetrante Steigung ohne auch nur ein klein wenig ebene Strecke das Problem.
Kinder, welche diese Strecke mühelos bewältigen können, müssen übrigens Bergsteigerabkömmlinge sein. Nur so kann ich mir das überhaupt vorstellen.
Auf der Grundsteinhütte hätte man sich erfrischen können, doch das hatte ich gar nicht nötig, denn der Schweiß lief mir in Bächen den Rücken runter. Aber irgendwann ist eben auch der höchste Berg zu Ende. So wurde auch dieser Grünstein von mir erklommen.
Oben angekommen schleppte ich mich mit letzter Kraft sehnsüchtig zur Bank um ein letztes Zipfelchen Platz zu ergattern. Dann endlich konnte ich den phantastischen Ausblick genießen. Das Pärchen aus Mannheim haben wir dort auch wieder getroffen. So hätte unsere Fotoausbeute durchaus fast identisch sein können.
Viele Wanderer kamen dort oben auch mit ihren Hunden an. Zu unserer Zeit trafen wir einen mit wunderschönen blauen Augen. Im nachhinein fiel mir ein, dass ich ruhig mal nach der Rasse hätte fragen können. Aber ein Portraitfoto habe ich durchaus noch zustande gebracht.
Nun ging es an den Abstieg. Im nachhinein weiß ich gar nicht mehr was fürchterlicher war. Der luftraubende Aufstieg oder der schlitternde Abstieg. Heil unten angekommen fuhren wir mit dem Auto noch zur Panoramastraße in Rossfeld. Große Anziehungskraft übt wohl dort die Gegend auf Langläufer aus. Wir ließen dort den schönen Sonnenuntergang auf uns wirken. Mit Posen die zeigen sollten wie sehr uns die Schönheit der Natur beeindruckt hat, konnten wir die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Berg versinken sehen.
Als nächstes fuhren wir ins Hotel zurück. Die Entfernung zum Italiener, der uns ein leckeres Abendessen kredenzen sollte, war gerade noch machbar. Zu Fuß ungefähr 1 Minute.
Eine überdimensional große Salamipizza für mich und für Rico Spagetti Bolognese spürten unsere letzten Reserven wieder auf.
Im Hotelzimmer gönnte ich mir dann eine ausgiebige Dusche, die meine noch immer durchgefrorenen Knochen erwärmen sollte. Rot wie ein gekochter Krebs kam ich aus der Dusche und wickelte mich sofort in die Zudecke.
Geplant hatten wir noch drei Filme zu schauen, doch nach dem ersten Film wollten meine Augen nur noch ausruhen.